Eine feste Zahnspange mit innovativen Brackets hat viele Vorteile
31.07.2023Bracket ist nicht gleich Bracket: Neben den Klassikern, bei denen ein Gummi oder Draht den Bogen im Bracket fixiert, gibt es moderne Alternativen, die sich deutlich in der Funktionsweise unterscheiden. Wie beim Auto ist die Power unter der Motorhaube versteckt. Sogenannte selbstligierende Brackets differenzieren sich von den konventionellen Brackets. Wir erklären, wie die kleinen Technologiewunder funktionieren und welche Vorteile sie haben.
Wie funktionieren Brackets?
Eine feste Zahnspange funktioniert nur durch das perfekte Zusammenspiel von Brackets (aufgeklebte Befestigungselemente) und Bogen (Draht). Durch die Fixierung des Bogens im Bracketslot – einer Art Schlitz – wird die Spannung des Bogens über das Bracket auf den Zahn übertragen. Dabei wirkt entweder eine Druck- oder Zugkraft. Durch die Architektur des Bracketschlitzes und die Gestaltung der Bracketbasis wird vorgegeben, in welche Position der Zahn sich bewegen soll. In jedem Bracket sind sozusagen die für den Zahn erforderlichen „Bewegungsinformationen“ bereits vorprogrammiert. Außerdem spielen Materialeigenschaften des Drahtes und die Drahtstärke eine Rolle.
Konventionelle vs. selbstligierende Brackets bei der festen Zahnspange
Grundsätzlich werden dabei zwei Arten von Brackets unterschieden: konventionell ligierbare und selbstligierende Brackets. In den Begriffen steckt das Wort ligieren, was so viel heißt wie verbinden. Es geht also um die Art der Verbindung zwischen Bracket und Bogen. Die Brackets können aus unterschiedlichen Materialen bestehen, z.B. aus Metall, Kunststoff oder Keramik.
Die Ligatur fixiert den Bogen
Diese Verbindung nennt man auch Ligatur. Konventionell besteht sie einer kleinen Schlaufe aus Gummi, Draht oder Kunststoff. Hierfür weist das Bracket kleine Flügel auf. Der Bogen wird in den Bracketschlitz (Slot) eingelegt und der Gummi- oder Kunststoffring anschließend zum Fixieren über die Flügel gezogen. Kommt stattdessen eine Drahtligatur zur Anwendung, wird die bereits vorgebogene kleine Drahtschlaufe über die Flügel gelegt und festgedreht.
Das Bracket selbst fixiert den Bogen
Zum anderen gibt es Brackets, die aufgrund ihres speziellen Designs über einen Mechanismus verfügen, der den Bracketslot nach Einlegen des Bogens verschließt. Dies kann z. B. ein einrastender Clip, ein Schieber, eine Klappe oder Schnappverschluss sein. Diese Brackets brauchen keine zusätzlichen Ligaturen, sondern halten den Bogen selbst. Sie werden deshalb "selbstligierend“ genannt. Bracket auf, Bogen rein, Bracket zu: wie bei Ihnen zu Hause, wenn Sie das Auto in die Ihrer Garage parken und danach das Garagentor schließen.
Man unterscheidet aktive und passive selbstligierende Brackets. Während sich der Bogen bei den passiven Systemen nahezu frei im Slot bewegen kann, wird er bei den aktiven in den Slot hineingedrückt. Wie stark der Druck ist, hängt vom Bogenquerschnitt ab. Clip oder Schieber üben dabei eine klemmende Wirkung auf den Bogen aus – auch fast wie in der Garage. Je nachdem, wie viel Platz noch um Ihr Auto ist, umso bequemer können Sie einparken und in der Garage rangieren. Je größer Ihr Auto ist, umso mehr füllt Ihr Wagen die Garage aus. Genauso verhält es sich beim kieferorthopädischen Bogen: Je höher die Dimension des Bogens, umso mehr füllt er das Bracket aus. Die Kraft, mit der der Zahn in die gewünschte Position bewegt wird, wird intensiver.
Weniger Kontrolltermine, schnellere Bogenwechsel
Selbstligierende Systeme wurden ursprünglich entwickelt, um Zeit zu sparen. Je nach Brackettyp spielt aber auch die physiologische Wirkung eine große Rolle bei der Auswahl der verwendeten Brackets. In Kombination mit dünnen, superelastischen Bögen kann gerade die Anfangsphase der Zahnkorrektur sanft beginnen.
Heutzutage hat sie fast jeder Hersteller im Programm. Aber der Teufel steckt im Detail. Denn Brackets sind wahre Technologiewunder auf kleinstem Raum, die nicht nur höchsten mechanischen, sondern auch ästhetischen Ansprüchen genügen müssen. Die Qualität muss also stimmen.
Moderne selbstligierende Systeme haben zahlreiche Vorteile für Patienten und Behandler. Gummiligaturen müssen z. B. alle vier Wochen in der Praxis erneuert werden – aus hygienischen Gründen, weil ihre Elastizität nachlässt und sie durch den Speichel stark aufquellen. Patienten mit selbstligierenden Brackets profitieren dagegen von deutlich längeren Kontrollintervallen. Sie müssen in der Regel erst nach acht bis zehn Wochen wiederkommen. Muss im Verlauf der Behandlung der Bogen gewechselt werden, geht dies durch den Wegfall des zeitaufwendigen Lösens und Neu-Fixierens der Ligaturen zudem wesentlich schneller.
Zähne werden schneller, schonender und schmerzärmer bewegt
Selbstligierende Brackets sind insbesondere zu Beginn einer Behandlung vorteilhaft, wenn Bögen mit dünnerem Querschnitt für das erste Ausrichten der Zähne eingesetzt werden. Da die festhaltenden Ligaturen fehlen, kann der Bogen nahezu frei im Slot gleiten. Die wirkenden Kräfte haben einen geringeren Reibungswiderstand zu überwinden und werden effizienter auf die Zähne übertragen. Die Korrektur der Fehlstellung geht schneller voran, wodurch sich die Behandlungszeit verkürzt. Zudem sind vergleichsweise geringe Kräfte am Werk. Der Umbau der beteiligten Strukturen erfolgt dadurch gewebeschonender und ist mit weniger schmerzhaftem Druckempfinden für den Patienten verbunden.
Konventionell ligierbare Brackets können vor allem aufgrund der verwendeten Drahtligaturen hier und da mal piksen und die Mundschleimhaut reizen. Bei selbstligierenden Brackets ist das weniger der Fall. Zudem haben selbstligierende Systeme oft ein stark abgerundetes Design. Das erhöht den Tragekomfort und bietet „neugierigen“ Zungen weniger Möglichkeiten für unangenehme Entdeckungstouren.
Ob konventionell oder selbstligierend – gründliches Putzen muss sein!
Selbstligierende Brackets punkten auch in Sachen Mundhygiene. Da die besonders für Zahnbelag anfälligen Ligaturen fehlen, ist das Risiko für Plaque und Karies entsprechend niederiger. Nichtsdestotrotz müssen alle Patienten mit festen Zahnspangen regelmäßig und gründlich ihre Zähne putzen und dabei natürlich auch die Behandlungsapparatur reinigen. Insbesondere, da die feste Zahnspange zahlreiche Nischen und Schlupfwinkel für Anhaftungen von Speiseresten und schädlichen Bakterien bietet. Hinzu kommt, dass der Verschlussmechanismus selbstligierender Brackets bei unzureichender Mundhygiene oder Zahnsteinanlagerung blockiert und somit in seiner Funktion eingeschränkt sein kann. Zusätzliche Hilfsmittel wie Zahnzwischenraum-Bürstchen (Interdental-Bürstchen), Zahnseide und Mundspülung sind wichtig.
Keine Panik, wenn der Bogen rausrutscht!
Es kann durchaus mal passieren, dass ein Bogen im Bereich der Seitenzähne aus dem letzten Bracket rutscht. Meist ist ein hinterer Backenzahn (Molar) betroffen, auf dem anstelle eines regulären Brackets oft ein sogenanntes Molarenröhrchen (Tube, Bukkalröhrchen) oder Band befestigt ist.
Stehen die Zähne anfangs noch stark gedreht und die Zahnbögen sind noch nicht ausgeformt, kommt es hier und da vor, dass das Bogenende aus dem Röhrchen oder Band gleitet. Um diesem ungewollten Herausrutschen entgegenzuwirken, biegt der Kieferorthopäde das Bogenende einfach um. Oder er setzt kleine Stopps ein, die den Bogen vor dem Herausrutschen sichern. Trotzdem kann der Bogen durch die starke Flexibilität aus dem Bracket, Tube oder Band rutschen. Mit zunehmender Bogenstärke tritt diese Nebenwirkung seltener auf.
Nach- und Umkleben von Brackets völlig normal
Egal, ob konventionell ligierbare oder selbstligierende Brackets: Das Um- oder Neukleben eines Brackets ist nichts Außergewöhnliches. So kann aufgrund einer stark ausgeprägten Fehlstellung – z. B. eines Engstands oder gedrehten Zahnes – mancher Zahn zu Behandlungsbeginn entweder noch gar nicht mit einem Bracket versehen oder dieses nur in abweichender Position geklebt werden. Ist nach einigen Wochen jedoch ein erstes Ausrichten der Zähne erfolgt, kann das Bracket durch Um- bzw. Neukleben schließlich seine optimale Position auf dem Zahn einnehmen.
Eine exakte kieferorthopädische Diagnostik ist wichtig
Bestandteil jeder kieferorthopädischen Therapie ist eine begleitende Diagnostik in Form von Zwischenmodellen oder digitalen Scans, Fotos und Röntgenbildern. Sollte der Kieferorthopäde bei der Auswertung z. B. auf dem Röntgenbild eine Abweichung der Achse der Zahnwurzel erkennen, muss ein Bracket neu positioniert werden oder im Bogen entsprechende Biegungen zur Korrektur vorgenommen werden.
Bracket abgebissen? Nicht schlimm!
Zudem können bestimmte Fehllagen von Zähnen und Kiefern im frühen Behandlungsverlauf dazu führen, dass Patienten sich ein Bracket abbeißen. Auch das ist nicht ungewöhnlich und kann mithilfe kleiner Aufbisse, die auf die Zähne modelliert werden, problemlos behoben werden. Gerade bei einem tiefen Biss beißt der Patient in der Anfangsphase oft auf die unteren Brackets. Um die Zähne vor Abrieb zu schützen und gleichzeitig den tiefen Biss zu korrigieren, werden kleine Bissstopper (Aufbisse) hinter die oberen Schneidezähne geklebt oder sogenannte Aufbiss-Platten eingesetzt. Eine Alternative sind Gummiaufbisse, die um die Brackets ähnlich wie Gummiligaturen platziert werden. Allerdings verrutschen diese leicht und behindern den passiven Effekt der selbstligierenden Bogenmechanik. Auch wenn das Zusammenbeißen und Kauen für die Patienten anfänglich etwas Gewöhnung braucht, haben die Aufbisse einen sehr positiven Effekt auf den Behandlungsverlauf und das Ergebnis.
Ganz gleich, welche kleineren oder größeren Herausforderungen es im Behandlungsverlauf zu meistern gibt, der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie kennt die mechanische Wirkungsweise der kleinen Technologiewunder. Deshalb ist es wichtig, dass der Kieferorthopäde mit dem Patienten die Vor- und Nachteile der Bracketarten im Hinblick auf Funktion und Ästhetik genau bespricht.
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- Das Gesundheitsportal medondo.health
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